Unternehmensbesichtigung der katholischen Kirchengemeinde St. Lambertus

St. Lambertus (Foto: Marwin Altmann)
St. Lambertus (Foto: Marwin Altmann)

Erkelenz „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht die Erkelenzer Unternehmen besser kennen zu lernen“, so Harald Schlößer, Vorsitzender des CDU Ortsverbandes Erkelenz, „vielen Einwohnern ist nicht bewusst welche Hidden Champions sich in unserer Stadt niedergelassen haben, dies wollen wir ändern!“. Schon seit mehreren Jahren sucht der CDU Ortsverband den Dialog mit lokalen Unternehmen, bietet bei aktuellen Herausforderungen seine Unterstützung an und möchte über den Wirtschaftsstandort Erkelenz informieren.

Das Ziel der CDU Besuchergruppe war dieses Mal die katholische Kirchengemeinde St. Lambertus. Nach einem herzlichen Empfang durch Pastor Werner Rombach, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Arbeit der katholischen Kirchengemeinde mal aus einer anderen Perspektive kennen lernen. „Unsere Gemeinde ist mit einem großen mittelständischen Unternehmen vergleichbar“, so Rombach zu den Besuchern, „als Pastor bin ich Seelsorger und Unternehmer zugleich“. Für Ihre Arbeit stehen der katholischen Kirchengemeinde im Jahr knapp 2,6 Mio. Euro zur Verfügung, die aus Kirchensteuereinnahmen über das Bistum bereitgestellt werden. Davon sind alleine 2 Mio. Euro nur für Personalausgaben eingeplant.

„Wir haben in unserer Gemeinde 57 Arbeitnehmer, wobei 52 in einer Voll- und 5 in einer Teilzeitbeschäftigung arbeiten“, sagte Rombach weiter, „der Großteil unserer Mitarbeiter (27) ist in unseren drei Erkelenzer Kindergärten tätig, als Seelsorger sind lediglich 8 Priester und 2 Diakone beschäftigt“. Zusammen mit der Gemeinde Maria & Elisabeth ist Pastor Rombach für insg. 170 Beschäftigte und 1180 ehrenamtliche Mitarbeiter zuständig. Neben den Personalausgaben fallen jedes Jahr ca. 331.000 Euro Bewirtschaftungskosten an. Die katholische Gemeinde ist für die Instandhaltung und Betreuung von 16 Kirchengebäuden, 11 Kapellen, verschiedenen Pfarrhäusern und mehreren Mietwohnungen verantwortlich. „Um unsere Kosten zu senken, haben wir einen Teil derPfarrhäuser bereits verkauft“, sagte Rombach, „der Verkauf in Venrath steht gerade an, das Pfarrhaus in Gerderhahn soll ebenfalls noch verkauft werden“. Auch an der Schließung einzelner Kirchen werden die beiden Gemeindenwohl ganz langfristig nicht vorbeikommen. „Die Situation erfordert einen schwierigen Spagat zwischen wirtschaftlichem Nutzen und seelsorgerischem Auftrag, im Wesentlichen haben es unsere Gemeindemitglieder aber selbst in der Hand, wo wir eine Kirche schließen müssen und wo nicht“, so Pastor Rombach, „nur weil eine Kirche an Weihnachten voll ist, kann das Gebäude nicht das ganze Jahr betrieben werden“. Besonders die anstehenden Umsiedlungen durch den Braunkohletagebau stellen die katholische Gemeinde dabei vor umfangreiche Herausforderungen. Während in Erkelenz bereits 1,9 Mio. Euro in die dringend notwendige Sanierung des St. Lambertus Turmes geflossen sind (50 % der Kosten trägt das Bistum, 150000 Euro das Land NRW und 400000 Euro sind durch Spenden eingenommen worden), stehen mit den Kirchenneubauten in Immerath (neu) (3 Mio. Euro) und Borschemich (neu) (2,6 Mio. Euro) weitere Großprojekte an. „Rein wirtschaftlich betrachtet ist ein Kirchenneubau in den Umsiedlungsorten nicht zu rechtfertigen, aus pastoraler Sicht in dieser Situation jedoch sehr“, erläuterte Rombach, „es ist ein sehr emotionales Thema, dem wir auch als Seelsorger und Seelsorgerinnen Rechnung tragen müssen“. Zudem gibt es mit den geplanten Kirchensanierungen in Venrath und Lövenich, sowie weitere Baumaßnahmen für die Kindergärten beider Gemeinden einen notwendigen Finanzierungsbedarf in Höhe von ca. 2,5 Mio. Euro. Wegen des immer bedrängender werdenden Personalmangels laufen zurzeit auch die Vorbereitungen zu einer Fusion derbeiden Erkelenzer Gemeinden St. Lambertus und Maria & Elisabeth, was einen hohen organisatorischen Aufwand bedeutet.

 

„Die vielen anstehenden Projekte lassen mir leider kaum noch Zeit meinen seelsorgerischen Aufgaben nachzukommen, sie werden immer häufiger von anderen Priestern übernommen“, sagte Pastor Rombach abschließend, „den Großteil meiner Zeit verbringe ich damit unser Unternehmen finanziell auf Kurs zu halten, Sie sehen daran sehr gut wie stark sich unsere katholische Gemeinde auch mit wirtschaftlichen Aspekten auseinandersetzen muss“. Im Anschluss an das Gespräch konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch selbst ein Bild vom frisch sanierten St. Lambertus Turm machen. In einer interessanten Führung ging es mit Pastor Rombach noch bis in die Spitze des Erkelenzer Wahrzeichens. „Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch, ich denke wir haben heute viel über einen sehr umfangreichen Arbeitsbereich der katholischen Kirche gelernt, den Viele meist nicht wahrnehmen“, sagte Stephan Muckel, stellv. CDU Ortsverbandsvorsitzender, nach der Besichtigung, „auch die bauliche Entwicklung des St. Lambertus Turmes ist beeindruckend, wir wünschen Ihnen für die anstehenden Projekte weiterhin viel Erfolg“.

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